25.10.2024
Viktoria Rüdiger, Vorstand YI
Seit 13 Jahren packe ich nun jedes Jahr im Sommer meinen Rucksack, um mich in das nächste Lagerabenteuer zu stürzen. Einige Jahre lang war ich Minileiterin, Leiterin, Co-Leiterin und in diesem Jahr die Hauptleiterin des Mitarbeiterkurses (Group Leader Training GLT, Stufe 3).
Als ich für die diesjährige Schulung packte, dachte ich über unser Thema Nehemia nach. Während es in seiner Geschichte um den Bau einer Mauer geht, liegt der Fokus in der Leiterausbildung auf der Nachwuchsförderung und die Stärkung des Einzelnen. Ob diese Aufgabe genauso oder sogar noch herausfordernder ist, über das lässt sich diskutieren. Während mit hoher Wahrschlichkeit der Bau einer Mauer durch sorgfältige Planung von Material, Personal, Zeit und Ausführung ein Erfolg wird, ist die Förderung von Führungspersönlichkeiten weit weniger gradlinig und effizient. Es gibt keine klaren Zeitvorgaben, Anweisungen oder Fertigstellungstermine. Als ich mit dem Packen fertig war, fühlte ich mich von diesem Gedanken überwältigt und angespannt, war aber auch neugierig darauf, was diese Woche bringen würde.
Nach einer langen Reise kamen wir schliesslich im Camp an und waren bereit loszulegen. Als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eintrafen, konnte ich den Eifer und die Begeisterung für das Lernen in ihren Augen und ihrer sorgfältigen Vorbereitung sehen - komplett mit allen nötigen Schreibutensilien (Stifte in allen Farben) und Tagebüchern ausgestattet. Wir begannen den ersten Abend mit einem Rückblick auf die Erfahrungen unserer Schulungsteams, wobei einige ihren Mitarbeiterkurs vor über 30 Jahren absolviert hatten. Sie gaben den Teilnehmenden wertvolle Ratschläge für die kommende Woche mit auf den Weg.
Im Laufe der Woche lernten sie mehr über Jüngerschaft, Projektmanagement, den Umgang mit herausfordernden Kindern, Lagerarbeit und die Planung eines Lagers, kreative Projekte, die Planung einer Wanderung und vieles mehr. Unser Ziel war es nicht nur, die Vorträge mit Leidenschaft und Klarheit zu halten, sondern auch die Teilnehmenden zu motivieren und ihnen das nötige Rüstzeug mitzugeben, um lokale Gruppen zu gründen. Neben dem Unterricht sollte dies durch persönliche Gespräche und Feedback geschehen.
Bei SIP (Jungschar-Organisation in Bulgarien) sind die Sommerlager der Höhepunkt unseres Dienstes und wir haben viele engagierte Leiter und Helfer. Wir stehen jedoch vor einer grossen Herausforderung: Es mangelt an erfahrenen Leitern, die bereit sind, lokale SIP-Gruppen zu gründen. Diese Verantwortung erfordert kontinuierliches Engagement und Planung über das ganze Jahr hinweg, im Gegensatz zu dem begrenzten Engagement von ein paar Wochen im Sommer.
An unserem letzten Abend wollte ich unseren Blick auf die Zukunft richten. Einerseits hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, der nachfolgenden Leitergeneration Ratschläge zu geben, andererseits sollten sie sich auch Zeit nehmen, über ihre persönliche Berufung zu beten. Wir legten eine sogenannte Zeitkapsel an, in der jede und jeder einen Brief, ein Bild oder eine Erinnerung hinterlassen konnte. Hier ist ein kurzer Auszug davon:
„Diese Woche war fantastisch. Die Vorträge waren praxisnah, und die Leiter hatten so viel Erfahrung, von der wir lernen konnten. Ich möchte euch nur ermutigen, dass ihr am richtigen Platz seid. Seid ein Vorbild für die Kinder und scheut euch nicht, mehr Verantwortung zu übernehmen. Und vor allem: Denkt daran, dass die Kinder und ihr Leben mit Jesus das oberste Ziel sind.”
Vor und sogar zeitweise während der Schulung konzentrierte ich mich darauf, die Vorträge unvergesslich zu machen und einzuschätzen, ob die Teilnehmenden bereit waren, in ihren Gemeinden eine Gruppe zu gründen. Ich bete weiterhin dafür, dass der Samen, den wir gepflanzt haben, aufgehen kann und die Teilnehmenden durch die gemachten Erfahrungen inspiriert sind, sich weiter zu investieren und zu ermöglichen, dass Kinder Gott begegnen und ihn erleben. Auch wenn die Schulung und die Unterlagen eine solide Grundlage bilden, habe ich erkannt, dass ich letztlich auf Gott vertrauen und darum beten muss, dass er jedem Teilnehmenden persönlich begegnet und beruft, sein Werk zu erfüllen.